ist das Paradebeispiel eines mittelständischen Unternehmers, der mit Technikbegeisterung, Ehrgeiz, Willensstärke und Wagemut sehr erfolgreich wurde. Geboren 1938 in Pullach bei München, zeigte er schon in früher Jugend technisches Geschick und unternehmerische Ambition als er alte Radios von Schrottplätzen der US-Armee reparierte und gewinnbringend an Bekannte verkaufte.
Im Alter von achtzehn Jahren sammelte Joachim Römer erste Erfahrungen als Monteurhelfer bei Siemens & Halske. Seine Aufgaben beschränkten sich dort auf das Einrichten von Wählanlagen der Deutschen Bundespost. Es folgte ein Wechsel zum Energieversorgungsunternehmen Bayernwerk AG München. Im Sommer 1958 meldete sich Joachim Römer am Oskar-von-Miller-Polytechnikum München – der heutigen Hochschule für Angewandte Wissenschaften – an. Dort schrieb er sich gleich für zwei Studiengänge ein, pikanterweise mit verschiedenen Namen: als Joachim Römer für Elektrotechnik und als Christian Römer für Betriebswirtschaft.
1961 startete Joachim Römer als frischgebackener Ingenieur für Wirtschafts- und Betriebstechnik ins Berufsleben. Seine Wahl fiel zunächst auf die Firma Bürkert, für die er zuerst als Gehilfe im Konstruktionsbüro, danach als Kundenberater im Vertrieb tätig war. Schnell beeindruckte er mit seiner Technikbegabung, seinem Verkaufstalent und seiner außergewöhnlichen Fähigkeit, komplexe und in hohem Maße erklärungsbedürftige Produkte strukturiert und leicht nachvollziehbar zu präsentieren und zu vertreten. Bald stieg Römer zum Assistenten von Firmenchef Christian Bürkert auf und begleitete diesen zu wichtigen Terminen und auf Geschäftsreisen im In- und Ausland. Nach dieser Bewährungsprobe übernahm er schließlich die Verkaufsleitung für den gesamten süddeutschen Raum. Doch er mochte sich nicht auf diesem ersten beruflichen Erfolg ausruhen.
Es gab für Joachim Römer ganz im Gegenteil nie Grund zu zweifeln, dass er eines Tages beruflich sein eigener Herr sein würde. Und so unternahm er 1970 den Schritt in die Selbstständigkeit – die Gründung eines Ingenieurbüros für die Konstruktion und den Vertrieb von Pneumatikkomponenten in seiner Heimatstadt Pullach. Vorbild für Römers „Start-up“ war der Radiohändler Max Grundig, dem es nach dem Krieg gelungen war, aus einer kleinen Idee einen riesigen Konzern aufzubauen. Diese Erfolgsgeschichte, die als ein Symbol des deutschen Wirtschaftswunders galt, imponierte Römer sehr.
Und die Zeichen für seine eigene Unternehmung standen ebenfalls günstig. Die Automatisierung der Produktionsabläufe war Anfang der 1970er Jahre das große Thema, der Maschinenbau boomte daher. Ölhydraulische und pneumatische Anlagen und Geräte, die als Steuerungs- und Antriebselemente dienten, standen hoch im Kurs. Römer war mit seinen zuverlässigen Pneumatik- und Ventilentwicklungen demnach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Seine Produkte waren gefragt und bei Kunden wegen der hohen Zuverlässigkeit beliebt.
1975 gründete Römer mit seiner ersten Frau Christl die „AVS Ingenieur J. C. Römer GmbH“ und begann, automatische Ventile zu vertreiben. Das Firmenkürzel „AVS“ steht für Automatik – Ventile – Systeme. Die Gründung der GmbH war für Römer mehr als nur ein Verwaltungsakt, der Tag mehr als nur ein Gründungsdatum. Es war der Moment, in dem er sein Ziel – Unternehmer mit einer eigenen Firma zu werden – wirklich erreicht hatte. Doch gab es für ihn nach wie vor keinen Grund, sich auszuruhen; die AVS expandierte die kommenden Jahre über und eröffnete neue Standorte in Straßlach, Grafenau und Langenberg. Neben Verwaltungsgebäuden befinden sich dort ebenfalls große Produktions- und Lagerhallen, Versuchslabore, etc.
Ein weiterer, denkwürdiger Termin in der Geschichte von Joachim Christian Römer ist die Anmeldung seines ersten Patentes beim Deutschen Patent- und Markenamt. Es geschah am 16. März 1981 und handelt sich um eine spezielle Schlauch- oder Kunststoffrohrverschraubung. Im Laufe der Zeit folgte kontinuierlich die Anmeldung weiterer Patente. Die AVS Ingenieur J.C. Römer GmbH bot in den 1980er- und 1990er Jahren eine breite, vielfältige Palette an Pneumatikkomponenten und Armaturen an.
Das Unternehmen etablierte sich zusehends am Markt und sicherte sich in seinem Bereich einen festen Kundenkreis. Die Produkte überzeugten die Abnehmer von Beginn an mit hoher Qualität, Präzision und Zuverlässigkeit. Große Flexibilität bei Sonderanfertigungen und zeitnahe Lieferfähigkeit brachten Römer gegenüber seinen Mitbewerbern zusätzliche Vorteile. Seine Strategie war es, sich auf Nischen zu konzentrieren: kleinere Losgrößen, die für andere nicht rentabel waren. Großproduktion war für ihn uninteressant, Wachstum um jeden Preis widersprach seinem Selbstverständnis. Dieses stand für nachhaltiges Wachstum und abgrundtiefes Misstrauen in Fremdkapital im unternehmerischen Bereich. Das Misstrauen hatte Römer in Kindertagen von seinem Großvater Johann Herz erworben, dem damaligen Direktor der Deutschen Bank. Jener hatte ihn vor der Abhängigkeit durch finanzielle Verbindlichkeiten gewarnt. Römer verinnerlichte die Worte seines Großvaters und expandierte stets aus eigenen Mitteln. Die resultierende Freiheit und Unabhängigkeit waren ihm sehr wichtig.
Trotz seines Ehrgeizes und Erfolges blieb Römer bodenständig. Es gehörte nicht zu seinen Gewohnheiten, Erfolg zur Schau zu stellen. Im Mittelpunkt standen stets Produkte und Mitarbeiter, die – nach der Meinung von Joachim Römer – allesamt Teil seines Erfolges waren. Seine Persönlichkeit trug Züge von Perfektionismus, zumindest mit der eigenen Leistung zeigte er sich selten voll zufrieden. Nur schwer akzeptierte er ein Scheitern in technischen Herausforderungen. Sie boten ihm Herausforderungen und Inspiration für seine unternehmerische Marotte, stets eine bessere Lösung zu finden.
Auch in seiner Freizeit war die Technik allgegenwärtig. Joachim Christian Römer faszinierte die Automobiltechnik der ersten „KFZ-Pioniere“. Seine Leidenschaft für Oldtimer galt insbesondere dem „Modell T“ von Ford, auch „Tin Lizzie“ genannt. Gemeinsam mit einigen Freunden gründete er 2006 den „Modell-T Alpenchapter Bavaria & Austria“, einen Oldtimerclub für Ford-Begeisterte. Zahlreiche Ausfahrten und Oldtimer-Treffen beanspruchten fortan Römers ohnehin eng bemessene Freizeit. Ebenfalls begeistert zeigte er sich angesichts alter Dampflokomotiven – gleich ob als Modell oder im Original.
Joachim C. Römer starb Anfang 2011 nach langer, schwerer Krankheit. Ihm zu Ehren wurde im gleichen Jahr von seiner zweiten Frau Gabriela Römer, die als geschäftsführende Gesellschafterin die GmbH weiter führt, die „J. C. Römer Stiftung“ gegründet. Im Münchener August Dreesbach Verlag erschien darüber hinaus die Biografie „Joachim C. Römer – Ein Leben für die Technik“. In dem Buch wird die berufliche Entwicklung des Ingenieurs und Technikers Römer erzählt. Es ist aber auch die ganz persönliche Geschichte eines Menschen, seiner Unzulänglichkeiten und seiner Tugenden.
Besondere Tugenden und individuelle Prägungen von Ingenieurpersönlichkeiten wollen wir von der J. C. Römer Stiftung fördern und jungen Menschen damit die Chance bieten, ebenso selbstbewusst und zielstrebig ihren Weg zu gehen, wie Römer es tat. Wir möchten so das Vermächtnis von Joachim Christian Römer erhalten und an die nächsten Ingenieurgenerationen herantragen.